Arp 286 ist eine faszinierende Galaxiengruppe, die im Arp-Katalog der wechselwirkenden Galaxien geführt wird. Der Arp-Katalog, benannt nach dem Astronomen Halton Arp, listet Galaxien auf, die bemerkenswerte Eigenschaften zeigen, insbesondere jene, die miteinander gravitativ interagieren oder Anomalien in ihrer Form aufweisen.
Die Galaxiengruppe Arp 286 besteht aus mindestens drei Hauptgalaxien, die gravitativ miteinander wechselwirken. Diese Galaxien sind:
NGC 5566 (mittag): Eine Balkenspiralgalaxie und das größte Mitglied der Gruppe. Sie ist als Typ SBab klassifiziert, was bedeutet, dass sie einen ausgeprägten Balken und spiralförmige Arme hat. Ihre Struktur und Form sind durch die Wechselwirkungen mit ihren Nachbarn verzerrt. NGC 5566 ist ca. 67 Millionen Lichtjahre entfernt und hat einen Durchmesser von 135.000 Lichtjahren. Die visuelle Helligkeit beträgt 10,7 mag.
NGC 5560 (links unten): Eine Spiralgalaxie, die eine starke Wechselwirkung mit NGC 5566 aufweist. Durch die gravitative Interaktion erscheint sie verzerrt und zeigt Anzeichen von Gezeitenkräften, die ihre Struktur beeinflussen. NGC 5560 ist ca. 77 Millionen Lichtjahre entfernt und hat einen Durchmesser von 75.000 Lichtjahren. Die visuelle Helligkeit beträgt 12,4 mag.
NGC 5569: Eine kleinere Spiralgalaxie, die ebenfalls zu dieser Gruppe gehört. Sie zeigt im Vergleich zu den anderen Mitgliedern eine weniger deutliche Deformation, steht jedoch in enger Wechselwirkung mit NGC 5566. NGC 5560 ist ca. 79 Millionen Lichtjahre entfernt und hat einen Durchmesser von nur 35.000 Lichtjahren. Die visuelle Helligkeit beträgt 13,7 mag.
Die Gruppe Arp 286 befindet sich im Sternbild Jungfrau (Virgo). Diese Galaxien stehen so nahe beieinander, dass sie durch ihre gegenseitige Schwerkraft stark beeinflusst werden. Die gravitativen Wechselwirkungen führen zu einer Vielzahl interessanter Phänomene, wie z.B.:
Deformierte Galaxienformen: Durch die gegenseitige Anziehungskraft sind die Spiralstrukturen und die Scheiben der Galaxien verzerrt. NGC 5560 zeigt ausgeprägte Störungen, die darauf hindeuten, dass Material von ihr weggezogen wird.
Gezeitenschweife und Brücken: In einigen Fällen, insbesondere bei NGC 5566 und NGC 5560, kann man Gezeitenschweife beobachten, die das Resultat von Gas- und Staubströmen sind, die durch die gravitative Wechselwirkung zwischen den Galaxien aus den äußeren Regionen herausgezogen werden.
Sternentstehung: Durch die Wechselwirkung zwischen den Galaxien wird Gas komprimiert, was oft zu einem Anstieg der Sternentstehung führt. Insbesondere in den Gezeitenschweifen und den überlappenden Regionen der Galaxien können Sternhaufen entstehen.
Arp 286 wurde aufgrund ihrer ungewöhnlichen und stark verzerrten Galaxienformen in den Arp-Katalog aufgenommen. Solche Gruppen von Galaxien, die sich gegenseitig beeinflussen, sind für die Astronomie besonders interessant, da sie einen Einblick in die Dynamik und Entwicklung von Galaxien im Laufe der kosmischen Zeit ermöglichen. Wechselwirkende Galaxien wie die in Arp 286 bieten Hinweise darauf, wie Galaxien durch Verschmelzungen und Interaktionen wachsen und sich entwickeln.
Beobachtungen von Arp 286 mit modernen Teleskopen im optischen und infraroten Bereich sowie in Radiowellenlängen helfen dabei, die Verteilung von Gas und Sternen zu kartieren. Dies erlaubt es den Wissenschaftlern, die Auswirkungen der gravitativen Wechselwirkung auf das Gas, die Sterne und die Sternentstehung in diesen Galaxien zu untersuchen.
Arp 286 ist ein bemerkenswertes Beispiel für eine Galaxiengruppe, deren Mitglieder durch gegenseitige Schwerkraft stark deformiert wurden. Solche Wechselwirkungen sind Schlüsselprozesse in der Evolution von Galaxien und zeigen, wie Galaxien in Gruppen oder Clustern miteinander interagieren und letztlich miteinander verschmelzen können. Die Gruppe bietet Astronomen eine hervorragende Gelegenheit, die komplexen dynamischen Prozesse in wechselwirkenden Galaxien zu studieren und zu verstehen.
Aufnahmedatum: 09.05. bis 07.06.2024 (insgesamt 8 Nächte)
Aufnahmeort: Filderstadt, Bortle 5
Belichtungszeit: 30h 44min
R: 237 x 120s = 7h 54min, Gain 56, Offset 30, Kameramodus HG
G: 205 x 120s = 6h 50min, Gain 56, Offset 30, Kameramodus HG
B: 183 x 120s = 6h 06min, Gain 56, Offset 30, Kameramodus HG
L: 297 x 120s = 9h 54min, Gain 56, Offset 30, Kameramodus HG
Filter: Antlia LRGB
Teleskop: C925 Edge HD, Brennweite 2350mm
Kamera: QHY 268m PH
Montierung: Skywatcher EQ-AZ 6
Bildbearbeitung: PixInsight mit BXT, SPCC, NXT, GHS