Bei der Suche nach einer interessant ausschauenden Galaxie bin ich auf die »The eyes galaxies« (NGC 4438 und NGC 4435) im Virgo-Galaxienhaufen gestoßen. Die ungewöhnliche Form von NGC 4438 ist einfach wunderschön. Zugleich wird der Eindruck von dynamischen Prozessen vermittelt.
Die »The eyes galaxies« zusammen mit dem optischen Galaxienpaar Holm 411 (NGC 4461 und NGC 4458, 52 bzw. 54 Millionen Lichtjahre entfernt), rechts oben im Bild, war die perfekte Bildkomposition für die erste Aufnahme mit meinem C925 Edge HD bei voller Brennweite von 2350 mm, f10. In den wenigen klaren Aprilnächten konnte ich genügend Belichtungszeit sammeln, um diese wundervolle Region in der Markajanschen Kette visuell sichtbar zu machen.
NGC 4438 ist ca. 52 Mio. Lichtjahre entfernt und hat einen Durchmesser von ungefähr 100.000 Lichtjahren. NGC 4435 befindet sich in der selben Entfernung, besitzt mit 50.000 Lichtjahren Ausdehnung jedoch eine wesentlich geringere Ausdehnung. Dadurch erscheint die Galaxie wesentlich kleiner. Untersuchungen deuten darauf hin, dass beide Galaxien vor ca. 100 Miollionen Jahren aneinander vorbeigeflogen sind. Zwischen beiden Galaxien besteht eine gravitative Wechselwirkung. Für die Verformung von NGC 4438 wird aber auch ein Vorbeiflug der Galaxie M86 verantwortlich gemacht.
Warum erscheint NGC 4438 wesentlich größer als NGC 4435? Die geringere Ausdehnung von NGC 4435 scheint dies nicht ausreichend zu begründen. Hier die Antwort.
NGC 4438 zeigt ausgeprägte Tidal-Plumes, Gasfilamente und verzogene Staubschwaden, die ihre visuelle Ausdehnung über das eigentliche Sternenscheibenmaß hinaus vergrößern. Diese Strukturen reflektieren Licht, streuen es und machen die Galaxie insgesamt „aufgeblähter“ – besonders bei Langzeitbelichtung in optischen oder Hα-Filtern. Das bedeutet, dass Der sichtbare Teil von NGC 4438 nicht nur die Hauptscheibe ist, sondern auch der gestörte Halo und die extrudierten Gasstrukturen.
NGC 4438 hat eine breiter verteilte, niedrigflächige Helligkeit – viele diffuse Komponenten. NGC 4435 ist kompakter, hat steilere Helligkeitsprofile und deutlich weniger Ausläufer. Beim direkten Vergleich in Teleskopbildern oder Fotoplatten erscheint NGC 4438 dadurch nicht nur größer, sondern auch strukturreicher und dominanter.
Ergebnis: NGC 4438 erscheint dadurch optisch größer, als es rein geometrisch der Fall wäre.
Bei NGC 4438 spielen auch reflektierende Staubschichten und ionisiertes Gas eine Rolle, die den Eindruck einer „ausgedehnteren“ Galaxie erzeugen, obwohl sie physikalisch hauptsächlich aus Resten der Kollision stammen.
Aus diesen Gründen erscheint NGC 4438 größer als NGC 4435, obwohl beide gleich weit entfernt sind und der physikalische Größenunterschied nur etwa Faktor 2 beträgt.
=> wegen asymmetrischer Störungen, Gasfilamenten und einer ausgedehnten diffusen Hülle.
Alle Objekte in diesem Bild gehören zu Markajanschen Kette im Sternbild Jungfrau.
Für f10 bei 16,5h Belichtungszeit bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Bildbearbeitung war jedoch extrem schwierig. Auf Grund der wenigen Sterne gab es große Probleme beim Stacking und die Flats haben die Staubdonuts nur unzureichend beseitigt.
Aufnahmedatum: 11.04.bis 12.04.2024 (insgesamt 6 Nächte)
Aufnahmeort: Filderstadt, Bortle 5
Belichtungszeit: 17h 32min
R: 108 x 120s = 3h 36min, Gain 56, Offset 30, Kameramodus HG
G: 108 x 120s = 3h 36min, Gain 56, Offset 30, Kameramodus HG
B: 90 x 120s = 3h, Gain 56, Offset 30, Kameramodus HG
L: 220 x 120s = 7h 20min, Gain 56, Offset 30, Kameramodus HG
Filter: Antlia LRGB
Teleskop: C925 Edge HD, Brennweite 2350mm
Kamera: QHY 268m PH
Montierung: Skywatcher EQ-AZ 6
Bildbearbeitung: PixInsight mit BXT, SPCC, NXT, GHS